Über Wasser & Pflanzen

20 künstlerische Positionen zu Klimawandel, Wassermangel, Mensch und Natur sowie Nachhaltigkeit in der Kunsthalle Rostock mit Leihgaben aus dem Botanischen Garten

Im Oktober und November 2022 realisierte die Kunsthalle Rostock zusammen mit dem Botanischen Garten ein interdisziplinäres Ausstellungsprojekt, in dem naturwissenschaftliche Forschung und Kunst in den Dialog traten. Ausgehend von der Tatsache, dass Wasser die unabdingbare Voraussetzung für die Anwesenheit organischen Lebens ist, verfolgte dieses Projekt das Ziel, die adäquaten Umgangsformen mit Naturressourcen, insbesondere Wasser, und deren Wertschätzung zu stärken und künftige potenzielle Anpassungsstrategien an den Klimawandel zu beleuchten.

Im Fokus des Projekts steht die Beschäftigung mit austrocknungstoleranten „Wiederauferstehungspflanzen“, die vor allem in den Tropen auf Felsen wachsen. Diese Höheren Pflanzen sind in der Lage, lange Perioden im quasi-ausgetrockneten Zustand mit nur 5 % Wassergehalt zu überleben. Die Abteilung Botanik forscht über trockenheitsresistente Gefäßpflanzen in Afrika, Asien und Südamerika. Damit könnte es in Zukunft möglich sein, die Fähigkeit zur Austrocknungstoleranz auf Nutz- und Zierpflanzen zu übertragen, die dann weniger durch Dürren gefährdet wären. Auch in urbanen Lebensräumen werden künftig Pflanzen mit einem geringeren Wasserbedarf aufgrund des aktuellen Klimawandels eine größere Rolle spielen. Die vorhergesagte geringere Verfügbarkeit von Wasser wird für alle Menschen sichtbare Folgen in ihrer Umwelt hinterlassen wie das Absinken des Grundwasserspiegels, das Austrocknen von Gewässern und Waldbrände.

Die Künstler/innen

Bericht über Ausstellung und Künstler auf MV1



Im 18. und 19. Jahrhundert spielte die Nachahmung der Natur eine große Rolle in den künstlerischen Darstellungen. Die zeitgenössische Kunst beschäftigt sich dagegen mit der Wiedergabe der Realität zur Veranschaulichung von Themen und als Wegweiser zu einem nachhaltigeren Lebensstil, um die Naturressourcen Erde, Luft und Wasser für künftige Generationen zu erhalten. Die Kuratorin der Kunsthalle, Tereza de Arruda, hat für dieses Projekt 20 internationale Künstler/innen eingeladen, die sich mit der Natur, den Naturelementen und deren Symbiose mit der Menschheit in ihren Œuvres auseinandersetzen. Sie vertreten verschiedene Kulturen und Ethnien, die in ihrer Essenz einer bestimmten Spiritualität, Mythologie und Technologie im Umgang mit der Natur folgen. Die ausgestellten Arbeiten sind Installationen, Objekte, Malereien, Zeichnungen, Fotografien, NFTs, Videoarbeiten und ortsspezifische Werke von Eva & Adele, Francisco de Almeida, Birgit Brenner, Caetano Dias, Jaider Esbell, José Gomes, Yuan Gong, HAP Grieshaber, Rhys Himsworth, Sandra Vásquez de la Horra, Han Seok Hyun, Ingar Krauss, Anna McCarthy, Giacomo Orth, Jina Park, Veronika Pfaffinger, Luzia Simons, Vivan Sundaram, Armarinhos Teixeira und Thomas Wrede.

Skulptur "Biologische Station" von Armarinhos Teixeira

Gegenüber den Loki-Schmidt-Gewächshäusern wurde die Skulptur Biologische Station des Künstlers Armarinhos Teixeira installiert, die in den kommenden Jahren für eine Rettungsstation für Flora und Fauna stehen soll. Diese Station führt zur Einrichtung einer vom Menschen geschaffenen biologischen Institution zum Schutz der biologischen Vielfalt im Gefolge der Natur. Die Station ist die erste einer Reihe, die weltweit in verschiedenen Biomen installiert werden sollen. Das Video des Künstlers gibt Eindrücke hierzu.

Die Installation ist Teil der Ausstellung Über Wasser & Pflanzen der Kunsthalle Rostock und schlägt vor, weltweit Gebiete zu identifizieren, die Schutz- und Erhaltungsstudien benötigen in Verbindung mit sich dabei herauskristallisie-renden Biomen und Morphologien. Sie ist Teil des Werks Biomas (Biome), das darauf aufmerksam machen soll, dass die Erhaltung von Biomen und die Diskussion um Nachhaltigkeit nicht ohne die Interaktion von Wissenschaft und Kunst erfolgen darf. Es zeigt die weite Ausdehnung der Bio-Kunst durch visuelle und klangliche Mittel, die den Menschen in den ursprünglichen Kontext verschiedener brasilianischer und deutscher Biome führen, die für ihre Größe und Vielfalt bekannt sind. Durch visuelle und direkt einbeziehende Mittel werden Besucher/innen mit den ursprünglichen und unterschiedlichen Lebensräumen dieser beiden Länder konfrontiert, die trotz ihrer Besonderheiten dieselben Anforderungen haben.

Der Künstler Armarinhos Teixeira wurde 1974 in São Paulo geboren und lebt und arbeitet dort. In seinen Werken idealisiert er die Auseinandersetzung mit Ästhetik und Nachhaltigkeit, um zu zeigen, wie künstlerische Praktiken nicht nur zur Erhaltung des Planeten, sondern auch zu dessen Verständnis beitragen. Die Realisierung der Skulptur wurde ermöglicht durch das Instituto Iadê de Arte e Design (Iade) und ORION-E Sustainable Energy in São Paulo, Brasilien.