Biotopanlagen Wiese
Artenreiche und blumenbunte Wiesen haben sich in Mitteleuropa im Zuge viele Jahrhunderte währender Nutzung von Grünlandereien für die Gewinnung von Heu und Einstreu etabliert. Die Artenvielfalt ist am größten bei ein- bis zweimaliger Mahd im Jahr ohne oder mit nur geringer Düngung. Aufgrund von Nutzungsintensivierung und Landumwandlung sind solche extensiv genutzten, ökologisch wertvollen Lebensräume inzwischen sehr selten geworden. Drei Grünlandbereiche des Gartens werden entsprechend bewirtschaftet, um selten gewordene Artengemeinschaften zu Erhaltungs-, Lehr- und Forschungszwecken auf hinreichend großer Fläche bereit zu halten. Ausgewählte bedrohte Arten aus dem Programm der Ex-situ-Erhaltungskulturen werden auch in den Beständen vermehrt.
Basenreiches Quellmoor
Ganzjährige Durchnässung durch ständig austretendes Grundwasser und späte Mahd im Jahr prägen die Artenzusammensetzung der Nasswiese, die sich spontan im Quellbereich des Kayenmühlengrabens eingestellt hat. In Teilen ist diese Nasswiese nur mäßig nährstoffreich, so dass sich hier ein Braunmoos-Seggen-Ried etabliert hat. Darin liegen die obersten Quellaustritte des Kayenmühlengrabens, der als natürlicher Bachlauf den Botanischen Garten durchfließt. Ganzjährige Durchnässung durch austretendes basisches Grundwasser und zwei späte Mahden pro Jahr prägen die Artenzusammensetzung. Im Mai/Juni wird der Aspekt durch große Bestände des Breitblättrigen Knabenkrauts (Dactylorhiza majalis) und, im nährstoffärmeren Teil, des Fieberklees (Menyanthes trifoliata) bestimmt. Dazu gesellen sich ein paar Wochen später die Blütenstände von Sumpf-Sitter (Epipactis palustris) und, im nährstoffreicheren Teil, Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris). Schwachwüchsiges Schilfrohr (Phragmites australis) gehört in geringer Menge zum natürlichen Arteninventar, doch wird es jedes Jahr zusätzlich heraus geschnitten, um die wertvollen Pflanzenarten zu fördern.
Nährstoffreiche Feuchtwiese
Als Gegenstück zum mageren Sandtrockenrasen und zur Quellmoorwiese als wasserdurchströmtes Seggen-Ried zeichnet sich die Feuchtwiese durch permanente Bodenfeuchte durch Grundwassernähe, großen Nährstoffreichtum und schattigere, luftfeuchte Lage aus. Im April prägt ein großer Bestand der Schachblume (Fritillaria meleagris) für zehn Tage das Bild, bevor höherwüchsige Gräser und Stauden das Regiment übernehmen, darunter Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), Kohldistel (Cirsium oleraceum), Mädesüß (Filipendula ulmaria) und Wald-Simse (Scirpus sylvaticus). Im Sommer zeigen sich ferner die Blütenstände des Fuchs' Knabenkrauts (Dactylorhiza fuchsii) und des Zweiblatts (Listera ovata). Aufgrund des reichlichen Nährstoffangebots bedarf diese wuchskräftige Wiese häufigerer pflegender und regulierender Maßnahmen bis in den Herbst hinein.
Sandtrockenrasen
Die Landschaft in Nordostdeutschland ist geprägt durch großflächige Moränenablagerungen der letzten Eiszeit. Darunter sind zahlreiche sandige Hügel wie auch einer im Botanischen Garten. Wasserhaltefähigkeit und Nährstoffvorrat sind gering, die Böden nur flach entwickelt. In sonnenexponierter südlicher Lage stellt sich ein Magerrasen ein, der von angepassten kleinwüchsigen Spezialisten gebildet wird. Da der wirtschaftliche Nutzwert derartiger Flächen gering ist, ist dieser ehemals in der Landschaft häufige Lebensraum meist bebaut oder aufgeforstet worden. Daher repräsentiert unsere Biotopanlage, die in einer kalkreichen und einer azidophytischen Variante entwickelt wird, heute ein Rote-Liste-Habitat, in dem sich Sileno otitae-Festucetum brevipilae und Diantho deltoides-Armerietum elongatae durchdringen. Entsprechend sind u. a. Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata) sowie Strand-Grasnelke (Armeria maritima, ein Bleiwurzgewächs) aspektbildend, die für die Küstenregion der Ostsee typisch ist. Auch die höchste Vielfalt an Insekten im Botanischen Garten ist hier anzutreffen.