Zwischenmooranlage

Hochmoore sind sehr spezifische Lebensräume, deren Wasser- und Nährstoffversorgung sich allein über den Niederschlag vollzieht (Ombrotrophie). Ihre Lebensgemeinschaften sind abgekoppelt vom Wasser- und Nährstoffhaushalt des mineralischen Untergrundes und der Umgebung. Damit können sich Hochmoore nur in ozeanischen oder Gebirgsklimaten einstellen, die das ganze Jahr über regenreich und nicht zu verdunstungsstark sind. Bevor der Mensch weiträumig Entwässerungsmaßnahmen durchführte, war das atlantisch geprägte norddeutsche Tiefland reich an Nieder- und Hochmooren. Aufgrund der nach Osten zunehmenden Kontinentalität des Klimas befinden sich Ostmecklenburg und Vorpommern an der Ostgrenze der natürlichen Hochmoor-Verbreitung.

Aus diesen Gründen finden sich hier zunehmend Zwischenstadien zwischen Hoch- und Niedermoor. Sie entstehen natürlicherweise, indem sich Niedermoore nicht mehr durch fortgesetztes Wachstum ombrotraphenter Torfmoose der Regenmoore vollständig in Hochmoore fortentwickeln, sondern in einem Zwischenstadium verharren. Es ist gekennzeichnet durch einige Pflanzenarten, die sich aus beiden Moortypen überlagern, sowie spezifische Arten der Zwischenmmoore wie die Rispen-Segge (Carex paniculata).

Die in Zwischenmooren extremen Bedingungen hinsichtlich des Wasserhaushalts, der Sauerstoffarmut und begrenzter Nährstoffverfügbarkeit des Wurzelsubstrats sowie des Lokalklimas bewirken eine hohe Spezifität des Lebensraums, an die nur wenige Spezialisten unter den Pflanzen- und Tierarten angepasst sind. Entsprechend schwierig ist die Anlage eines solchen, sich funktional wieder selbst tragenden Lebensraums. Trotz zahlreicher Bemühungen der Renaturierung abgebauter und zerstörter Hochmoore ist es bislang in keinem Fall gelungen, eigenmächtig wachsende Moorkomplexe mit ihrer charakteristischen Artengarnitur wieder zu etablieren. Entsprechend kann eine räumlich eng begrenzte Mooranlage in einem Botanischen Garten nur eine Sammlung der typischen Arten der Zwischenmoore sein, die durch intensive gärtnerische Tätigkeiten, aber nicht durch eigene Ökosystemfunktionen am Leben erhalten wird.

In der Zwischenmooranlage des Botanischen Gartens werden typische Arten der Zwergstrauchgesellschaften mecklenburgischer Hochmoore gezeigt. Auf den Bulten der Torfmoose (Sphagnum spp.) wachsen immergrüne Zwergsträucher, die alle den Heidekrautgewächsen (Ericaceae) angehören: die Rosmarinheide (Andromeda polyfolia), die Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), an trockeneren Stellen die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) und die Krähenbeere (Empetrum nigrum). Auf den Hoch- und Zwischenmooren wird auch die pflanzengeografische Übergangsstellung Mecklenburgs zwischen der westlichen atlantischen und der nordöstlichen borealen Florenregion an der Durchdringung von Arten beider Regionen ersichtlich: Hier stehen sich atlantische Arten wie der Gagelstrauch (Myrica gale) und die Glockenheide (Erica tetralix) und boreale Arten wie der Sumpf-Porst (Ledum palustre) und das Sumpfblutauge (Comarum palustre) gegenüber.